09.10.2023

Vergabe des Wirtschaftsnobelpreises

 

Zur Vergabe des Wirtschaftsnobelpreises an die Harvard-Ökonomin und Frauenrechtlerin Claudia Goldin erklären Dr. Sandra Detzer, Sprecherin für Wirtschaftspolitik, und Melis Sekmen, Obfrau im Wirtschaftsausschuss:

 

Sandra Detzer:
Gute Wirtschaftspolitik verzichtet auf gesellschaftliche Vorurteile und stützt sich stattdessen auf die empirischen Erkenntnisse der Wirtschaftswissenschaften. Das gilt auch für eine feministische Wirtschaftspolitik. Dass es für sie die nötigen empirischen Grundlagen bereits gibt, beweist die heutige Vergabe des Wirtschaftsnobelpreises an die renommierte Harvard-Volkswirtin Claudia Goldin. Zum dritten Mal vergibt das Nobelpreis-Komitee den Wirtschaftsnobelpreis an eine Frau: 2009 wurde die Umweltökonomin Elonor Ostrom ausgezeichnet, 2019 die Entwicklungsökonomin Esther Duflo – ihre Forschungsfelder bekamen damit eine längst überfällige wissenschaftliche Anerkennung. Das gilt heute auch für Goldins Forschung über die Ursachen der hartnäckigen Ungleichheit von Frau und Mann in der Wirtschaftswelt. Früher zeigte die Forschung, dass Frauen schlechter ausgebildet waren und ihre Arbeit grundsätzlich schlechter bezahlt wurde. Heute hat uns Claudia Goldin eines Besseren belehrt und empirisch erklärt, wie vor allem die ungleiche Arbeitsverteilung in den Familien der westlichen Industriegesellschaften, in denen die Frau noch immer mehr Zeit für Kinder und Familie aufwendet, zur ungleichen Bezahlung und Stellung der Frau in der Wirtschaft führt. Eine feministische Wirtschaftspolitik, wie die Grünen sie fordern, sieht deshalb eine gerechtere Aufteilung von Arbeits- und Carezeiten zwischen Frauen und Männern vor. Zumal auch Männer davon mit einer ausgeglicheneren Work-Life-Balance profitieren würden.

 

Melis Sekmen:
Diese Auszeichnung ist eine Anerkennung der bedeutenden Forschungsbeiträge von Frau Goldin zur Arbeitsmarktökonomie und Genderökonomie. Frau Goldin hat sich unermüdlich für die Förderung der Geschlechtergleichstellung in der Arbeitswelt eingesetzt und ihre Arbeit hat unser Verständnis für die Herausforderungen und Chancen in diesem Bereich erheblich erweitert. Wir gratulieren ihr herzlich zu dieser wohlverdienten Auszeichnung. Ihre Forschung wird weiterhin dafür sorgen, dass zwischen der Familiengründung und der Karriere kein entweder oder sein wird. Deshalb arbeiten wir unermüdlich in der Ampel an einem Ökosystem, dass Frauen die gleichen Arbeits- und Entwicklungsperspektiven gibt.

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