13.12.2022  

Besuch der Calw-Biogasanlage

 

Wie Mikroben helfen, die Stromversorgung zu sichern  

AWG-Betriebsleiter Stefan Till stellte der Bundestagsabgeordneten Sandra Detzer in Neubulach-Oberhaugstett seine Biogasanlage vor – mit ganz besonderen Stromproduzenten .

Halbschuhe mit einer großen Schnalle trug die Abgeordnete. „Achtung! Der Geruch bleibt an den Schuhen kleben“, warnte Anlagenbetreiber Stefan Till. Doch die Grüne wollte mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Kreis wissen, was da mitten im Wald hinter Neubulach-Oberhaugstett passiert. Festen Schrittes folgte sie den großen LKWs in die Liefer-und Aufbereitungshalle der Bioabfallvergärungsanlage, die hier im Hügelland des Nordschwarzwalds ihren gut versteckten Platz gefunden hat.  

Detzers Zuständigkeiten im Wirtschaftsausschuss des Bundestages reichen von der Rohstoffverwertung bis zur Kreislaufwirtschaft. Dafür ist die vom Landkreis Calw betriebene Anlage ein zukunftsträchtiges Beispiel, das Detzer unbedingt erkunden wollte. In Neubulach-Oberhaugstett wird Biomüll so vergärt, dass ein Gas entsteht, mit dem Strom gewonnen wird. Nebenbei produziert die Anlage Restmüll, der getrocknet als Dünger dienen kann. „Aus Bioabfällen Strom zu machen, ist eine tolle Sache“, staunte die Abgeordnete.  

Doch wer macht wirklich den Strom? Da hatte der örtliche Betriebsleiter des Abfallwirtschaft-Unternehmens AWG seine ganz eigene Auffassung: „Wir haben hier Abermillionen ehrenamtliche Mitarbeiter“, berichtete Stefan Till von den Mikroben in seiner Anlage, die bei Temperaturen zwischen 38 und 45 Grad den Biomüll verzehren und in Biogas verwandeln. „Gut, dass ihre Tierchen keinen Mindestlohn verlangen!“ warf die Besucherin aus Berlin ein. Sonst wäre die Anlage wohl zu teuer. So aber freut sich Till über zwei Blockheizkraftwerke mit jeweils 600 Kilowatt Leistung, die das erzeugte Biogas verstromen. Sie laufen vor allem zu Spitzenlastzeiten und sind geeignet, die Versorgungslücken von Solar- und Windenergie zu füllen.  

„Mittelfristig brauchen wir mehr solcher Anlagen. Da ist die AWG-Anlage in Neubulach-Oberhaugstett ein echtes Vorzeigeprojekt“, sagte Detzer nach Aussprache mit Till. Wobei der anschauliche Vortrag des Betriebsleiters auf dem Rundgang viel dazu beitrug, dass der Eindruck eines Vorzeigeprojektes entstand. Till war ursprünglich Klempner. Mit vielen, sehr persönlichen Lernschritten hat er vor Ort geholfen, die neue Biogasvergärungstechnik der AWG zu entwickeln. Also nicht nur ein Vorzeigeprojekt, sondern auch ein Vorzeigemann, der, so meinte Detzer abschließend, “wesentlich dazu beiträgt, unsere verhängnisvolle Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern.”  

 

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